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Biike-Feuer Ultra Marathon - ein Laufbericht von Fritz Rietkötter

Vor zwei Jahren stand schon einmal ein Biikefeuer UltraMarahton auf dem Programm. Damals war es die erste Auflage dieses Laufes und sollte ein außergewöhnlicher UltaMarathon werden. Dieses Jahr war es wieder soweit, wieder einen UltraMarathon in Naturpark Norddeutsches Wattenmeer. Wieder ein Lauf zur Hallig Hamburg hin, dort am Biikefeuer vorbei, in einem kleinen Schlenker durchs modrig, nass kalte Watt und wieder zurück Richtung Deichlinie.

Das ganze 6mal und alles bei 8Grad, eklig kaltem Wind und jede Menge Regen, der zwischendurch mal aufzuhören schien, was ich allerdings eher als „optische Täuschung“ ansah. 

Zunächst gab es ein kleines Briefing vom Organisator Christian Hottas, zu der doch sehr übersichtlichen Wegstrecke. Start und Ziel bzw Wendepunkt war am Deich auf Höhe Reußenköge. Hier scheint die Welt wirklich zu Ende zu sein. Denn selbst beim Blick über die Deichkrone landeinwärts sieht man nur 

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Felder, Windräder und eine Weite voller Nichts. Klar, die Laufstrecke ist einfach erklärt. Den Weg in Richtung Hallig Hamburg laufen und dann scharf links, wenn man auf dem Hallighügel angekommen ist. Als Positionsfeuer sollte einem bei einsetzender Dunkelheit das Biikefeuer dienen. Naja, wenn man es durch den Regen und das diesige Wetter überhaupt in der Ferne sieht. Wer zu weit läuft, dem läuft das Nordseewasser in die Schuhe, ein untrügliches Zeichen, dass man von der Wegstrecke abgekommen ist. Mit diesem wichtigen Wissen ausgestattet konnte es also wieder losgehen und so erfolgte um 14Uhr der Startruf zu diesem friesischen UltraMarathon.

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Regen von oben, Nässe von unten. Was will man mehr. Auf dem Hinweg zur Hallig blies einem der Wind den Regen ins Gesicht, auf (bzw links neben) der Hallig lief einem das schlickige Wasser in die Schuhe und auf dem Rückweg trieb der Wind einem dem Regen in den Nacken. Nur gut, dass ich meinen Trinkrucksack dabei hatte, dachte ich nur. Da ging weder Wind noch Regen durch, der Rücken blieb zwar nicht trocken aber warm. Man kann sich eben auch über kleine Dinge freuen.

Egal, wie auch immer das Wetter war. Es ging eben diese ca. 7,7km lange „Runde“ 6mal entlang. Das Wetter sorgte für Erfrischung und der eine oder andere Schnack mit den Läufern auf den Anfangskilometern für etwas Abwechslung. Für mich war eigentlich nur wichtig, die ersten 4 Runden möglichst gleichmäßig zu laufen, um in der 5. und 6. Runde etwas Tempo raus zu nehmen. Wichtig war nur, zu Anfang nicht zu schnell anzugehen. Jeden „zu schnellen Meter“ bezahlt man in den letzten beiden Runden doppelt und dreifach mit Tempoverlust oder gar mit der Aufgabe. Eine Erfahrung, die so mancher Läufer an diesem Abend noch machen sollte. Auch wenn mit einsetzender Dunkelheit die Bezugspunkte doch etwas fehlten, so konnte ich mich auf mein Laufgefühl verlassen und legt konstante Runden hin (0,47/0,48/0,48/0,48/0,48/0,53). Alles in allem also ein für mich gelungener UltraMarathon.

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Aber wieso eigentlich Biikefeuer Ultramarathon? Um 14 Uhr war von Biikefeuer noch nichts zu sehen, das wurde erst gegen 18Uhr entzündet und der Reisighaufen, der später den Namen Biikefeuer tragen sollte, lag auch recht verloren in der norddeutschen Weite. Einzig ein zunächst verschlossener  Getränkewagen kündigte diesen norddeutschen Brauch an. Ein Brauch, der aus heidnischer Vergangenheit stammt und sich mit dem „Austreiben“ des Winters und der bösen Geister befasst. Naja und wie man sieht, hat er es bis in unsere so moderne Zeit geschafft. Wobei man heutzutage sicherlich kein „reales“ Feuer braucht, um irgendwelche Geister durchs sprichwörtliche Dorf zu treiben…

Wie auch immer, nach der ersten Runde folgte die zweite Runde, dann die dritte Runde und so weiter. Beim Biikefeuer UltraMarathon ist man irgendwann alleine mit sich, seinen Gedanken und der friesisch herben Natur. Man kann den Wandel der Natur beobachten, wie sich durch die abnehmenden Lichtverhältnisse der Weitblick verändert und ferne Sichtpunkte langsam verschwinden. Man ist aber auch alleine mit dem Regen und dem anscheinend unaufhörlichen Wind. Der rauscht in den Ohren, bringt Nässe mit und krabbelt irgendwie überall rein. Alles zerrt an der Kondition und fordert den Geist Meter um Meter. Genau genommen ist man allerdings auch gar nicht alleine, denn man hat ja alle diese tolle Dinge. Man muss sich darauf nur einlassen. Den eigenen Laufrhythmus finden und weiter laufen, immer weiter laufen. Langsam, so ab Ende der 4 Runden, wurde es schließllich dunkler. Das nasskalte Wetter, der diesig verhangene Weitblick verschwand Minute um Minute mehr. Einzig der mittlerweile kraftraubende nasse Wind blieb spürbar. Jetzt kam auch die Zeit, wo man den ganzen Wasserstellen auf dem Weg nicht mehr ausweichen konnte. Interessant wurde es immer dann, wenn sich unter der Wasseroberfläche eine glitschige Schlickschicht befand. Entweder bleibt man drin stecken oder man rutscht aus. Im hellen geht dass alles noch, mit einsetzender Dämmerung und schließlich Dunkelheit werden diese Passagen allerdings kreuz gefährlich. Dies erlebte man als Rundenhöhepunkt dann schließlich vor allem auf dem Steckenteil durch die wattige Brühe an der Hallig. Ein Grund, warum ich gleich in der ersten Runde einmal komplett durch so ein Wasserloch lief. So waren die Füsse direkt nass und man muss sich um diese Nebensächlichkeiten keine Gedanken mehr machen. Das ändert sich erst, als es dunkel wurde und so ein Tritt in eine nass kalte Brühe einen plötzlich aus der Monotonie des Seiens heraus reist und in die nass – stürmische Gegenwart katapultiert.

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Zwischendurch wurde dann auch irgendwann das Biikefeuer entfacht und loderte stolz im Wind. Das war schon ein beeindruckendes Bild. Mit jedem Schritt, wo man dichter an das Feuer kam, erkannte man mehr Einzelheiten. Wie der Wind die Rauchschwaden übers Meer drückte, wie sich Mengen an glühenden Funken lösten und ebenfalls wie ein heller Schweif Richtung Wasser getrieben wurden. Da kann es einem Winter schon mal ängstlich werden und schwups ist er vertrieben.

Dann wieder ran an die Strecke, wieder die Laufkonzentration aufnehmen und hochhalten. Einmal nicht richtig im Lichtkegel der Caplight die Wegstrecke beobachtet und schon gab es wieder eine kalte Erinnerung. Weiter den Laufrhythmus halten, wieder Meter um Meter die immer gleiche Strecke bewältigen. Wieder ein Blick in die Natur, ok es war dunkel, da hielt sich der Fernblick im Kegel meiner Caplight doch arg in Grenzen. Und doch, es ging weiter immer weiter. Und man glaubt es kaum, es machte Spass. Es machte Spass zu erfahren, wie jeder Meter dieses UltraMarathons bestanden wurde, wie es kontinuierlich dem Ziel entgegen ging und wie man trotz aller Strapazen immer wieder die Gelegenheit findet, sich mit der Natur auseinander zu setzen.

Die letzte Runde stand an. Noch einmal Verpflegung aufnehmen, noch einmal in den Wind, den Regen. Die endlos wirkende Strecke ablaufen, um doch wieder am Biikefeuer vorbei zu kommen. Noch einmal durch den Schlick an der Hallig mit der Entscheidung stecken zu bleiben oder im Schlick auszurutschen. Wieder durch die Pfützen und zurück Richtung Deichlinie. Bei 4:54:03 blieb die Uhr schließlich stehen. Geschafft, in einer für mich tollen Zeit miti einem optimalen Rennverlauf. Wieder einer dieser Läufe absolviert, den man mitgemacht haben muss. Ein Lauf, der einem viel abverlangt und Grenzen aufzeigt. Denn bei aller Natürlichkeit, tollen Ausblicken und interessanten Erfahrungen ist und bleibt auch dieser Lauf ein Ultramarathon, den es zu finishen gilt - ohne wenn und ohne aber.

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Als Fazit habe ich einfach mal die Zeilen aus dem unten stehenden Laufbericht zur Teilnahme 2014 kopiert, denn sie passen auch dieses Mal wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: ein außergewöhnlicher Lauf, eine tolle Landschaft und das Erlebnis im Dunkeln zu laufen. Ein Laufevent, von dem ich noch lange erzählen werde. Und wer weiss, vielleicht gibt es eine Neuauflage. Ich wäre dabei.