Gemeinsam Laufen in unserer Region. Die individuelle Fitness stärken, Stress abbauen und Spass beim Laufen unter Gleich- gesinnten. Der Wildeshauser Lauftreff bietet mehr als “nur Laufen!” Der Slogan “Fitness und mehr!” ist Programm.

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Laufbericht zum Tiefbunker Wedel Marathon 2019 von Fritz Rietkötter

Die Teilnahme am Tiefbunker Wedel Marathon heißt 137 Runden unter der Erde in einem Bunker, der zwischen 1964 und 1975 als Hilfskrankenhaus in mehreren Bauabschnitten gebaut wurde. 137 Runden oder 1096 Kurven oder immer an der Betonwand lang, die aus 50cm dickem Stahlbeton besteht. Es wurden 1370 Brand- und Rauchschutzzargen (mal mit mal ohne Tür), die sich in den Bunkergängen befinden, durchlaufen. Alles in allem also ein Marathon, der das Prädikat „außergewöhnlich“ zu Recht trägt.

Los ging es am Samstag Morgen um 7.00h in Richtung Hamburg. Da um 10h der Start angesetzt war, hatte ich mir etwas Reserve eingeplant, denn ein Tiefbunker fällt bekanntlich im Straßenbild nicht gleich ins Auge und wer weiß, wie sich die Parkplatz Situation verhält. Pünktlich in Hamburg angekommen und nach ein wenig Kurverei den Eingang gefunden, konnte es also losgehen.

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verrückter Lauf, verrücktes Bild? :- )

Eingang (350x263)
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Behandlung (350x263)

Eingang unter die Erde

stabil

erste Eindrücke

Erstmal ein wenig die Gegebenheiten erkunden und den einen oder andern Schnack mit den Läufern halten. Es war schon irgendwie eine komische Atmosphäre, wenn man überlegt, dass man in Räumen unter der Erde läuft, die zum Schutz gegen einen Atom- oder Chemiewaffenangriff gebaut wurden und bereits seit 1964 bestehen. Da war ich noch nicht mal geboren.

Wie gewohnt gab es vor dem Start ein kurzes Briefing incl. einem Rundgang „über die Strecke“. Naja, ein solcher Rundgang ist schnell erledigt, ist der Rundkurs ja mal gerade 311,8 Meter lang. Nachdem auch dieser Punkt erledigt war, konnte es losgehen. 137 Mal in der Runde. 137 Mal durch die gleichen Gänge, entlang der gleichen Betonwand. Auf der einen Seite des Ganges die Türen zu den Bunkerräumen, die als zum Teil 24-iger Bettzimmer ausgestattet waren. 137 Mal durch links und Rechtskurven, so dass 1096 Kurven zusammenkommen. 137 Mal durch 10 im Gang befindliche Rauch- und Brandschutzzargen (mal mit und mal ohne Tür drin), so dass es sich auf 1370 Passagen addierte.

Maske (350x263)
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Krankenhausbetten (350x263)

die brauchten wir Läufer nicht

na klar, mein Wildeshauser Becher mitten drin...

dafür war keine Zeit

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Streckenerkundung (350x263)
Start (350x263)

Briefing  *

mal selber ausprobieren, wie es funktioniert  *

Startaufstellung  *

Der Laufuntergrund war, wie sollte es anders sein, Beton. Ich denke mal, der flachste Marathon überhaupt, definierten sich Steigungen oder Gefälle hier ja eher aus Unebenheiten im Beton als aus einem Hang, Hügel oder gar Berg. Da der Rundkurs einen Streckenteil mit läuferischem  „Gegenverkehr“ bereit hielt, war für etwas Abwechslung gesorgt. Zum einen sah man, wer einem so alles entgegen kam und wie es denen so ging. Zum anderen gab es drei zu durchlaufende Türenrahmen und das konnte bei Gegenverkehr schon mal eng werden … und die Dinger waren stabil :- ). Naja, etwas Abwechslung muss sein. Ansonsten war Monotonie angesagt. Keine unnötige Ablenkung durch Besonderheiten am Streckenrand, außer denen, die man eben 137 Mal passierte. Da war z.B. ein alter Holzkohle Ofen, per Hand zu betreibende Belüftungsanlagen, ein Bunkerraum wo später Musik einer probenden Band dumpf herausschalte und ganz wichtig: die Verpflegungsstation und kurz dahinter die Zeitmessung. Dabei definiert sich „kurz“ auf einer 311,8m langen Strecke auch anders als sonst üblich. Ach ja und eine Tür, auf der ein Zettel mit „Tür nicht öffnen“ klebte. Warum sollte diese Tür nicht geöffnet werden und noch interessanter war die Frage: was passiert, wenn man sie dennoch öffnet? 137 Runden die immer gleiche Frage und keine erschöpfende Antwort. Zugegeben, in der 135 Runde war es mir dann auch egal. Wobei, wenn ich jetzt daran denke, interessieren würde es mich schon…

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laufen  *

und laufen

und laufen

Hintergrund:

Das Hilfskrankenhaus Wedel war die größte Einrichtung dieser Art in Deutschland. Es befindet sich als unterirdische Bunkeranlage unterhalb des örtlichen Gymnasiums in Wedel im Kreis Pinneberg, Schleswig-Holstein.  Zusammen mit dem Johann-Rist-Gymnasium wurde zwischen 1964 und 1975 in mehreren Bauabschnitten das Hilfskrankenhaus Wedel mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt gebaut. Dazu wurde erst eine unterirdische Bunkeranlage errichtet, auf welcher dann die Schule gebaut wurde. Um vor den Gefahren biologischer und chemischer Kampfstoffe und atomarer Strahlung geschützt zu sein, wurde die Decke des Bunkers 35 cm und die Wände bis zu 50 cm dick aus Stahlbeton gebaut.

Quelle + weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfskrankenhaus_Wedel?fbclid=IwAR29zOcqqR3hFjAw8MQRusGOrfrgUKz8gK_HUj2eziKBhK43EufYw23GqgE 

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Betonwand (350x263)
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mal war Verkehr auf der Strecke, mal war es ruhig, Bunker - Romantik

Mit selber Runden zählen brauchte man hier selbstverständlich nicht anzufangen. Selbst die Frage, ob man gerade eben die 73zigste Runde erlaufen hat oder ob die schon 2 Runden her ist, wurde irgendwann zur Denksportaufgabe. Nachdenken Fehlanzeige, Laufen war das Gebot der Stunde.

Es hieß also laufen und laufen und laufen. Kopf abschalten, Rhythmus aufnehmen und laufen. Zu Anfang noch den einen oder anderen Schnack, zwischendurch mal die eine oder andere Bemerkung aber ansonsten keine Ablenkung. Also laufen. Hin und wieder mal ein Blick auf den Puls, der hatte sich der Monotonie auch angepasst. Also blieb es dabei, laufen. Runde um Runde, Stunde um Stunde immer das Gleiche, laufen. Immer die gleiche Betonwand (50cm dick und Stahl drin), immer die gleichen Türen, immer die gleichen Kurven. Dann Verpflegung, Zeitnahme überqueren und nächste

Zettel (350x263)

der Zettel gab Rätsel auf..... :- )

 Runde. In welche ich gerade war? Egal, laufen heißt die Devise.

Ach ja, einen Monotonie – Killer gab es dann doch noch. Es gab ein paar Klimazonen zu durchstehen :- ) Man glaubt es kaum aber im Laufe der Zeit kristallisierten sich unterschiedliche Luftverhältnisse heraus. In der Nähe von Notausgängen, die zur Sauerstoffzufuhr offen waren, gab es kühle gar frische Luft. Dazwischen hingegen waren Bereiche, da stand die Luft förmlich. Echt lecker, dieses Gemischt aus Schweiß, Raumtemperatur, verbrauchter Luft und Betonwand (50cm dick und Stahl drin). Da half nur eines gegen, na klar: laufen. Schließlich kam man auf diese Weise ja auch wieder an einer offenen Nottür vorbei, wo es frisch wurde. Mir fiel gleich der Spruch ein, es ist noch keiner erstunken aber so mancher erfroren :- ) Egal, laufen. 137 Runden waren so schnell auch nicht rum.

Gegenverkehr (350x263)
Rettungswege (350x263)
Runden (350x263)

manchmal heißt es Geschwindigkeit rausnehmen  *

übersichtliche Übersicht

die 100. Runde

Zwischen durch Verpflegung aufnehmen, hin und wieder bei der Zeitnahme die Rundenzahl ansehen und hochrechnen, wieviel noch zu laufen sind. Bei 30 gelaufenen Runden noch 107, na klasse. Bei 87 noch 50, auch nicht viel besser. Dann aber die 100.ste Runde. Nur noch 37 Runden, das hört sich schon besser an. Schließlich die letzten 10 Runden, noch 5-/ 4-/ 3-/ 2- Runden…. Hurra, die letzte Runde! Nochmals die Strecke genießen, noch mal an den Türen vorbei, nochmal die Betonwand (50cm dick und Stahl drin), nochmal Gegenverkehr, nochmal…ach egal, geschafft! Bei 4:54:35h und Platz 20 blieb für mich die Uhr stehen. Der persönliche Sieg über die Monotonie des Seiens in seiner reinsten Form. Und das sollte jetzt alles sein? Nee! Zur Feier des Tages lege ich noch die 138 Runde in aller Ruhe oben drauf. Warum auch nicht? Wo es lang ging, wusste ich ja, also mal los…..

Nachdem auch die Runde erledigt war, hieß es Verpflegung aufnehmen, noch etwas mit den Läufern schnacken, umziehen und los Richtung Heimat. Ein außergewöhnlicher Lauf unter der Erde. Ein Lauf, für den man gerne etwas „Unnormal“ sein darf, naja vielleicht sogar sein muss, zumindest hilft das deutlich weiter. Wie auch immer, es war interessant und monoton zu gleich, wo gibt es das sonst? Sicherlich gibt es eine neue Auflage, ich werden drauf achten. Vielleicht laufe ich dann zwei Extrarunden, mal sehen…..

Verpflegng (350x263)
LackAb (350x263)
Laufspass (350x263)

Verpflegungsstation kurz vor Start/Ziel *

Still - Leben

fast geschafft *

* = Danke an Falko Haase für die Bilder!